Manchmal ist es nicht einfach zwischen „krankhaft“ (sollte behandelt werden) und „normal“ zu unterscheiden. Individuelle Gegebenheiten, die für Ihr Kind gewöhnlich sind und die sich ggf. mit dem Wachstumsprozess von selbst erledigen, könnten als krankhaft diagnostiziert und übertherapiert werden. Ganz nach dem osteopathischen Prinzip „Gesundheit zu finden“, wird nun als Überblick die „harmonische“ Entwicklung eines Kindes dargestellt. Das kann Ihnen helfen eine gesunde Entwicklung Ihres Kindes zu beurteilen. Abweichungen von der Norm sind natürlich nicht zwangsweise krankhaft. Im Zweifel sprechen Sie mit Ihrem Haus- oder Kinderarzt.

Körperliche Entwicklung

  1. Monat

Das Neugeborene liegt meist in einer Fetus (Beugehaltung). Es kann seinen Kopf nicht in der Mittellinie halten, weshalb es das Köpfchen zur Seite dreht. Beine und Arme sind gebeugt bzw. angewinkelt. Während die Arme am Körper liegen und die Daumen in der geschlossenen Faust verschwinden, sind die Beine ausgehend von der Hüfte nach außen gerichtet. In Bauchlage kann das Neugeborene den Kopf kurz anheben. Auf Reize z.B. Berühren der Wange, reagiert es reflexartig, es dreht den Kopf in die Richtung des Reizes. Der Geruchssinn ist bereits bestens ausgebildet ist, sodass es die Mutter am Geruch erkennen kann, weiterhin ist es auch in der Lage Gesichter wiederzuerkennen.

  1. – 3. Monat

In dieser Zeit lernt Ihr Kind besonders gut die Nacken- und Augenmuskulatur zu beherrschen, welches eine wichtige Voraussetzung für die Orientierung im Raum darstellt. Das Kind verweilt immer noch häufig in der Beugehaltung. Das einnehmen der Bauchlage ist möglich. Der Kopf wird von einer zur anderen Seite gedreht. Auch kann dieser häufiger und länger angehoben werden. Das Kind greift noch etwas unkontrolliert nach Gegenständen und Personen, wobei die Zeigefinger- Daumenkoordination noch nicht ausgeprägt ist. Die Lautgebung wird vielfältiger und das Lächeln wird häufig als Möglichkeit zur Kontaktaufnahme wahrgenommen.

  1. – 6. Monat

In diesem Entwicklungsschritt ist das Kind in der Lage seine Arme vor dem Körper zusammenzuführen. Es kann mit seinen Händen spielen, Gegenstände greifen, halten und zum Mund führen. Die Zeigefinger- Daumenkoordination ist möglich, allerdings noch ungenau. Die Handgelenke werden beweglicher, sodass Gegenstände in der Hand von allen Seiten betrachtet werden können. Der Säugling kann sich selbstständig von einer Seite auf die andere, sowie auf den Bauch drehen. Dabei ist es ihm möglich seinen Kopf bis zu 90° zu heben. Die Stimme kommt mit Gurr-Lauten häufiger zum Einsatz. Der Meilenstein dieser Phase ist, dass das Kind in der Rückenlage immer beweglicher wird. Es lernt Beine und Becken anzuheben um die Füße mit den Händen oder sogar mit dem Mund zu erreichen. Die Beweglichkeit von Becken und Hüfte wird verbessert und die Bauchmuskulatur gekräftigt.

  1. – 9. Monat

In diesen Monaten lernt Ihr Kind zunächst das rückwärts Krabbeln, bevor es sich aus dem Vierfüßlerstand auch vorwärts bewegen kann. Es wird deutlich aktiver und dreht sich in beliebig in Bauch oder Rückenlage. Das freie Sitzen wird möglich und das Greifen gezielter. Daumen und Zeigefinger können nun gemeinsam eingesetzt, einfache Silben gesprochen und Geräusche imitiert werden.

  1. – 12. Monat

Die Koordination des Körpers reift genauso wie Nervensystem und Muskulatur. Krabbeln und Sitzen werden immer sicherer. Bewegungsplanung wird möglich. Das Kind fängt an sich an Gegenständen hochzuziehen und auf diese Weise aufzustehen. Das Gehen wird zunächst an der Hand, später frei erlernt. Das Kind kennt und reagiert auf seinen Namen und kann ersten Aufforderungen verstehen beziehungsweise folgeleisten. Einfache Worte können gegebenenfalls gesprochen werden.

  1. Lebensjahr

Das Kind kann sich immer besser im Raum orientieren. Das Fortbewegen wird sicherer und es erforscht sehr aktiv seine Umgebung. Es fängt an auf Möbel zu klettern, wobei die Motorik immer weiter Geschult wird. Rückwärts gehen und Treppensteigen sind möglich. Bald kann es einfache Puzzles lösen oder Gegenstände zusammensetzen. Das Malen kann mit dem Stift in der Faust erprobt werden. Der Wortschatz kann im zweiten Lebensjahr bereits über 20 Wörter umfassen.